Prof. Dr. Klaus Töpfer zur Plusenergie von Rolf Disch

Wir befinden uns heute wieder in einer großen industriellen und energietechnischen Revolution. Aus politischer und technischer Sicht ist der Klimawandel auch eine faszinierende Herausforderung, eine Chance, weil er Möglichkeiten eröffnet für neue energie- und rohstoffeffiziente Lösungen.

Aus meiner Erfahrung als Umweltminister und als Leiter der UN-Umweltbehörde weiß ich: Die asiatischen, afrikanischen, lateinamerikanischen Länder erwarten – und ich glaube zu Recht – dass wir als technologisch führende Nationen beweisen, dass eine entwickelte Nation künftig mit zwei bis drei Tonnen CO2 pro Kopf auskommen kann, ohne die wirtschaftliche Stabilität zu gefährden.

Ebenso erwarten die rapide wachsenden Städte und Gemeinden dort, dass unsere Kommunen hier in Deutschland mit wirklichen Lösungen aufwarten. Ich bin davon überzeugt, dass wir das können, wenn wir in systematischen Aktionen die „Top Runners“, die umwelttechnisch jeweils avanciertesten Produkte, als Standard akzeptieren und umsetzen.

Wir müssen Anreize für Sanierung schaffen und beim Neubau auf optimalen Ressourcenschutz setzen. Die Vermieter werden ihre Wohnungen in Zukunft nur dann attraktiv halten können, wenn sie die Energiekosten reduzieren. Das ist so ein systematischer Ansatz, der im übrigen vor Ort viele Arbeitsplätze schafft.

Dass die Wirtschaft selbst ein hohes Eigeninteresse daran hat, Produkte anzubieten, die das Klima nicht belasten, zeigt die langjährige Entwicklungsarbeit und die jetzige Aktion von Rolf Disch. Gebäude, die mehr Energie erzeugen als verbrauchen, sind auf ihrem Gebiet die „Top Runners“ für Klimaschutz.

Für unsere Kommunen, ganz gleich ob kleine Dörfer oder große Städte, kann diese Aktion ein wichtiges Element sein, sich ihrer weltpolitischen Verantwortung zu stellen, sich an der Spitze einer globalen Entwicklung zu profilieren – und die großartigen Chancen dieser Entwicklung an sich zu ziehen und zu nutzen.


Prof. Dr. Klaus Töpfer
von 1987 bis 1994 Bundesumweltminister, von 1994 bis 1998 Bundesbauminister, von 1998 bis 2006 Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)